Fotocredit: Victor Picon
Nach 12 Jahren Instrumentalalben, angefangen von der „Solo Piano Trilogy“, deren erste Platte dieses Jahr 20 Jahre alt wird, über gemeinsame Alben mit Boys Noize, Jarvis Cocker und Plastikman bis hin zur meistverkauften Weihnachtsplatte und dem TV-Special „A Very Chilly Christmas“, hat Chilly Gonzales eine Menge auf dem Buckel. Im Jahr 2023 schrieb Gonzo sein erstes Album in der Sprache von Molière und Bangalter, "French Kiss".
2024 schlägt der Schriftsteller und Rapper auf seinem gleichnamigen Album Gonzo einen ernsteren Ton an.
Vielleicht ist Reimen das Mittel & Worte als eine Art Waffen das Rezept.
Mit der ersten Single "F*ck Wagner" nimmt sich Gonzo der Cancel Culture an und geht der aktuellen Frage ohne Umschweife an den Kragen:
„Sollten wir den Künstler und das Werk trennen?“
Chilly Gonzales rappt über monströse, historische und zeitgenössische Figuren von Wagner bis Kanye, deren kultureller Beitrag nichtsdestotrotz unbestreitbar ist. Das alles roh, ungefiltert, frontal und ohne seinen Sinn für Melodie zu verlieren.
Die Notizbücher, die seit dem 2011erschienenen orchestralen Rap-Opus „The Unspeakable Chilly Gonzales“ nicht mehr gefüllt waren, begannen sich Anfang 2022 wieder zu füllen, nachdem ein langes Jahrzehnt der Psychoanalyse beendet war. Ein Zufall? Wohl kaum.
Hinter den Wortspielen und dem Namedropping (Ron Jeremy, Marie Kondo, Dschingis Khan und Phillip Glass, um nur einige zu nennen) offenbaren die Songs, die es auf das neue Album "Gonzo" geschafft haben, eine ständige Spannung zwischen Überredung und Bekenntnis, Wahn und Selbsterkenntnis und schließlich Dankbarkeit. Die Spannung zwischen Kreativität und Kommerz ist für Gonzo auch weiterhin eine Art Forschung.
Aber ist dies wirklich ein Rap-Album? Instrumentalstücke wie das Strawinsky-eske „Fidelio“ oder das zu Tränen rührende „Eau de Cologne“ erinnern den Hörer an Gonzos extravagante „Musikgenie“-Persönlichkeit, während sich die Worte und Reime der vorangegangenen Strophen im Ohr festsetzen.