Fotocredit: Ebruy Ildiz
Zum 20-jährigen Jubiläum von "Antics" kündigen Interpol neue Deutschland-Termine an. Die New Yorker Indie-Rock-Band im Oktober 2024 an vier Abenden ihr zweites Album in Gänze sowie einige weitere Songs performen.
Das schwere Kreuz des zweiten Albums schultern Interpol erstaunlich leicht. So ist Antics ein würdiger Nachfolger des zurecht hochgelobten Debüts Turn On The Bright Lights, dessen roter Faden wieder aufgenommen wird und die bis in die End-Siebziger und Früh-Achtziger reichenden Einflüsse erneut deutlich durchklingen. Nun aber bitte nicht wieder Retro-Rock und New-Wave-Revival brüllen, denn was können die vier studierten Jungs aus dem ewig brodelnden New Yorker Schmelztiegel dafür, dass sie als damals Punk und Wave tobten, noch in den Windeln lagen? Wie auch Radio 4 oder The Faint haben Interpol den Geist dieser Zeit verinnerlicht und führen dessen Sound mit anderen Mitteln fort. Sehr englisch klingen Interpol dabei wieder, wenn sie - stark infiziert von The Sound, Joy Division oder Chameleons - ihre zehn dunklen Songs spielen. Die stets wie einst The Godfathers elegant gekleideten Männer verstehen es auf Antics vorzüglich, Melodien zu entwickeln, das Tempo zu verschleppen ("A Time To Be So Small", "Next Exit") oder auch anzuziehen ("Evil") und den Gitarren schon lange nicht mehr gehörte Akkorde zu entlocken. Höhepunkt des Albums ist vielleicht "Slow Hands" mit schnellen, trockenen Riffs, die auch Franz Ferdinand nicht besser hinbekommen hätten. Ein Album, das zu den Höhepunkten des dank Radio 4, Franz Ferdinand, Wilco, Modest Mouse oder Liars nicht gerade höhepunktsarmen Jahres 2004 gehört.
--Sven Niechziol