Fotocredit: J. Konrad Schmidt
Mit seinem Debütalbum „Homotopia“ gelingt dem kanadischen Songschreiber Sam Vance-Law ein schwules Manifest und ein musikalisches Wunderwerk. Hinter dieser Bravourleistung stecken großes musikalisches Talent, eine beeindruckende Hartnäckigkeit – und ein bisschen Hilfe von Get Well Soon.
Bereits die Mutter spielte Klavier und Bratsche und auch der kleine Sam begann mit vier Bratsche und später Geige zu lernen. Sein Musiklehrer in Oxford entdeckte seine Stimme und brachte ihn in dem Chor unter. An die 15 Alben hat er über die Jahre mit dem Choir of New College Oxford aufgenommen. Es gab Tourneen durch ganz Europa und fünf Proben die Woche. Aber auch wenn Sam Vance-Law also einem musisch geprägten Bildungsbürgerhaushalt entstammt, war Pop durchaus präsent in dieser Kindheit. „Mein Vater mochte die Talking Heads und meine Mutter hörte Annie Lennox. Aber für mich war das die Musik meiner Eltern, während Klassik die meine war.“
Und das ist nun eben das Alleinstellungsmerkmal des Sam Vance-Law: Klassik als Rebellion, Revolte einmal andersrum – so kann es auch gehen. Einzige Ausnahme: Die Beatles. „Mit elf oder zwölf war ich riesengroßer Fan und konnte mir nicht vorstellen, dass es überhaupt irgendetwas Besseres als die Beatles geben könnte. Aber das war tatsächlich die einzige Pop-Band, die ich früher überhaupt gehört habe oder kannte.“
Ohnehin blieb Musik trotz der Jahre im Chor lange Zeit ein Hobby für Sam Vance-Law: „Ich wäre gerne Geiger geworden, aber ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, jeden Tag sechs Stunden zu üben – und das muss man einfach tun, wenn man es im klassischen Fach zu etwas bringen will.“ Also musizierte er nebenbei weiter und schrieb sich nach dem Abitur in Edmonton zunächst für englische Literatur ein.
Und hier hat es dann geknallt: „Bereits ab der Mittelstufe hatte ich immer häufiger Leute kennen gelernt, die mit ähnlichem Ernst von ihren Lieblingsbands und -Alben sprachen wie ich über die Werke der Klassik. Meine Kommilitonen in Edmonton spielten teilweise in Bands, mein Interesse wurde geweckt.“ Von nun an ging alles ziemlich schnell: Über seine neuen Freunde, einer von ihnen war der Songschreiber und Musiker Mac DeMarco, spielte er mit deren Bands zusammen und fing endgültig Feuer. Sam hat Pop also vor allem als Bühnenmusiker entdeckt. „Es gab eine Party und ich wollte dahin. Auf diesen Partys spielten die Bands meiner Freunde und irgendwann hab ich da einfach mitgemacht.“